Mitteilungen aus der Führungsakademie

Veränderungsbeauftragte der Internationalen Akademie für gute Regierungsführung lernen in Baden-Württemberg

 

Veränderungsbeauftragte der Internationalen Akademie für gute Regierungsführung lernen in Baden-Württemberg

Führungsakademie entwickelt ein Qualifizierungsprogramm für den tunesischen Führungslehrgang

 

 

Rym Jlassi ist Direktorin der „Internationalen Akademie für Gute Regierungsführung“ an der Ecole Nationale d’Administration de Tunis (ENA). Die ENA ist für die Ausbildung von hohen Verwaltungsbeamt/-innen in Tunesien zuständig. Als von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH gefördertes Projekt bietet die Akademie gemeinsame Weiterbildung für Führungskräfte aus Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Institutionen an. Rym Jlassi begleitet zum vierten Mal eine Studienreise nach Baden-Württemberg, die von der Führungsakademie Baden-Württemberg konzipiert und durchgeführt wird. Im Gespräch, zusammen mit Nejib Belkhir, Generaldirektor im Innenministerium und Selly Rayes, der Vertreterin der Zivilgesellschaft, erklärt sie Idee, Aufgabe und Ziel der Delegationsreise.

Frau Jlassi, was ist das Ziel Ihres Besuches in der Führungsakademie?

Die Internationale Akademie für gute Regierungsführung wurde 2014 gegründet, um die tunesische Verwaltung zu reformieren. Sie ist ein Veränderungsprojekt, das die Intelligenz der Gruppe nutzt. Im Zentrum steht dabei die Fort- und Weiterbildung tunesischer Führungskräfte aus Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Institutionen. Seit 2015 arbeiten wir in diesem Bereich mit der Führungsakademie Baden-Württemberg zusammen.

Was ist Gegenstand dieser Kooperation?

Unser Beirat hat im Mai 2015 in der Führungsakademie in Karlsruhe über das Konzept eines Führungslehrgangs beraten, der tunesische Führungskräfte zu „Agents de Changement“, zu Veränderungsbeauftragten qualifiziert. Ein Element des Führungslehrgangs ist diese Studienreise nach Baden-Württemberg und ins benachbarte Ausland.

Warum führt Sie diese Studienreise gerade nach Baden-Württemberg?

Baden-Württemberg nimmt mit der ausgeprägten kommunalen Selbständigkeit eine Vorreiterrolle innerhalb Deutschlands ein. Darüber hinaus gibt es große Anstrengungen zur Digitalisierung der Verwaltung sowie zahlreiche Initiativen, die die Partizipation der Bürgerinnen und Bürger an politischen Entscheidungen ermöglichen.

Was genau sollen die Veränderungsbeauftragten während der Studienreise lernen?

Aufbauend auf den Erfahrungen von bisher drei Studienreisen bietet die Führungsakademie Baden-Württemberg ein Bildungsformat an, das die Veränderungsbeauftragten bei der Umsetzung von Veränderungsprozessen in vielerlei Hinsicht unterstützt. Hier erfahren sie Methoden und Werkzeuge und erwerben Kompetenzen, wie sie Konflikte zielgerichtet lösen können. Erfolgreiche, in der Praxis bewährte Beispiele sind eine große Quelle der Inspiration.

Herr Belkhir, welches Thema ist für Sie als Vertreter des Innenministeriums von Bedeutung?

Für uns sind die Dezentralisierung der Verwaltung und die Stärkung der lokalen Strukturen aktuelle, sehr vitale Prozesse. Die Koordination aller Interessen und aller Beteiligten erfordert eine ganz neue Art der Zusammenarbeit. Wir alle wollen eine nachhaltige Entwicklung zu mehr Partnerschaft und Kooperation. Das Thema Dezentralisierung ist das Thema unserer „Promotion“, unseres Führungslehrgangs.

Frau Rayes, Sie sind als Vertreterin der Zivilgesellschaft in dieser Delegation. Was ist für Sie Ziel dieser Reise?

Ich arbeite für eine Einrichtung, die Oasen-Siedlungen stärkt und fördert und gegen eine weitere Ausdehnung von Trockengebieten kämpft. Ich möchte möglichst viel erfahren über nachhaltige Entwicklung und auch über Möglichkeiten, wie ökologisches Bewusstsein gefördert werden kann.

Frau Jlassi, wie sichern Sie die Ergebnisse der bisher vier Delegationsreisen nach Baden-Württemberg?

Jeder Führungslehrgang hat ein Schwerpunktthema. Im ersten Jahr war das die öffentliche Ausschreibung im Gesundheitswesen – ein wesentlicher Schritt in der Bekämpfung von Korruption. Die Ergebnisse zeigen heute klare Erfolge, die auf einer öffentlich zugänglichen Plattform einzusehen sind. Die Ergebnisse der weiteren Themen „Öffentliche Projekte“, „Bürgerbeteiligung“ und jetzt die „Dezentralisierung“ werden mit der gleichen Konsequenz weiterverfolgt und veröffentlicht.

 

Frau Jlassi, Frau Ryes, Herr Belkhir, herzlichen Dank für das Gespräch.

 

 

Info

Nach den Umbrüchen durch die „Jasmin-Revolution“ strebt Tunesien zeitgemäße und bürgernahe Verwaltungsstrukturen an. Die „Internationale Akademie für gute Regierungsführung“ an der ENA hat einen Führungslehrgang eingerichtet, der tunesische Führungskräfte befähigen soll, als „Agents de Changement“ (Veränderungsbeauftragte) konkrete Maßnahmen der Veraltungsmodernisierung umzusetzen. Das Vorhaben ist Teil der Sonderinitiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zur Stabilisierung und Entwicklung in Nordafrika und Nahost. Im Auftrag des BMZ ist die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) für das Projekt „Unterstützung der Internationalen Akademie für gute Regierungsführung“ zuständig. Die Studienreise der tunesischen Delegation nach Baden-Württemberg findet im Rahmen dieses Projektes statt.